Herbsttagung 2021 - Rehkitzmarkierung Schweiz

„Schweren Herzens“, so der Vorstand, hatte sich Jagd Aargau angesichts der Covid-Pandemie entschlossen, die traditionelle Herbstversammlung  auch dieses Jahr auszusetzen. Sozusagen den Todesstoss versetzt hat dem Anlass die Einführung der Zertifikatspflicht. Um allfällige Diskriminierungen zu vermeiden, entschied sich der Vorstand, die Versammlung abzusagen.

Für die Herbstversammlung von Jagd Aargau war ein Referat  von Simon Meier, Geschäftsführer des Vereins „Wildtier Schweiz“ – und Jäger – zum Projekt „Rehkitz-Markierung Schweiz“ vorgesehen. Freundlicherweise hat er seine Präsentation zur Verfügung gestellt. Daraus ist die folgende Zusammenfassung entstanden.

„Ziel des Langzeitprojektes ‘Rehkitz-Markierung Schweiz‘, das seit 1971 läuft, ist es, neue Erkenntnisse zur Biologie des Rehwildes und Grundlagen für Managemententscheide zu gewinnen sowie die Strukturen der lokalen Bestände und deren Dynamik besser kennenzulernen“, so Simon Meier. „Inzwischen sind rund 20000 Rehkitze markiert worden, von denen rund 4000 später wieder aufgefunden worden sind. Aktuell werden jährlich rund 800 Kitze mit einer kleinen Ohrmarke versehen.“ Anhand der später wieder aufgefundenen markierten Tiere ergeben sich Erkenntnisse in Bezug auf die Setzzeit, auf die Wanderung, auf das Alter der Tiere sowie auf die Todesursachen. „Das Projekt liefert spannende Erkenntnisse“, so Simon Meier. „Es tauchen aber auch neue Fragen auf. So weiss man sehr wenig über das Verhalten der Rehkitze.“

Spannende Erkenntnisse

Trotz der bedingt durch den Klimawandel früher einsetzenden Vegetationszeit – sie rückt jedes Jahr um 0.45 Tage vor und der erste Heuschnitt jedes Jahr um 0.32 Tage – bleiben die Setztermine der Rehe relativ konstant. Gemäss der Langzeitbeobachtung liegen sie im Mittelland im Zeitraum zwischen dem 18. April und dem 13. Juli, mit einem Peak Ende Mai.

Die meisten Rehkitze werden in Wiesen in Waldrandnähe gefunden – dort werden sie ja auch vermehrt gesucht. Setzplätze von besenderten Rehgeissen dagegen lagen öfter im Wald als in Wiesen.

„Das Rehwild gilt als relativ standorttreu“, so Simon Meier. „Aber Rehe wandern mehr als man denkt. Man hat auch festgestellt, dass die Kitze mobiler und selbstständiger sind, als angenommen. So haben sich Kitze bis zu einem Kilometer vom Setzort entfernt und sind wieder zurückgekehrt.“

Auch die Mortalität der Rehkitze sei wahrscheinlich höher als vermutet. Bei etwa 50 Prozent der gestorbenen Kitze sind Mähtod oder Verkehrsunfall die Todesursache.  Etwa 13 Prozent aller markierten Kitze werden vermäht.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Jagdgesellschaften, der Wildhut und der Universität Zürich läuft gegenwärtig ein weiteres Rehkitz-Projekt. Dabei geht es um den Vergleich der Effizienz gängiger Rettungsmethoden; die Untersuchung des Verhaltens der Kitze nach der Rettung sowie um die Untersuchung des Einflusses des Mähtodes auf das Wachstum von Rehpopulationen.

 

Alle weiteren Detail sind folgenden Folien zu entnehmen:

» Präsentation Rehktizmarkierung Schweiz; Simon Meier (pdf)

 

» Mitteilungsblatt Nr. 30, Oktober 2021: 2. Teil - Rehkitzmarkerung, Erkenntnisse aus dem Langzeitprojekt

» Rehkitzmarkierung Schweiz

» Nach markierten Rehkitz suchen (Karte)

» Altersbestimmung Rehkitze

» Wildtiere Schweiz.ch